Ich habe es auch getan. Auch ich habe Wochenpläne geschrieben. Wie konnte es so weit kommen ;-)? Früher, vor der Entwicklung des zen your life-Konzeptes, hatte ich das Bedürfnis, meinen Alltag wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ich hatte den Eindruck, dass mir alles entgleitet und ich nichts von dem schaffe, das ich gerne tun würde. Und dass ich insgesamt stagniere und nicht voran komme. Ich war sehr unzufrieden damit, wie die einzelnen Tage abliefen, wie eine kleine Tätigkeit zur anderen führte und ich am Ende wieder nichts von dem gemacht hatte, das ich als wirklich wichtig empfunden habe. In dieser Situation habe ich logischerweise das getan, wovon ich mir Rettung versprochen habe. Ich habe mich an den Ratschlag gehalten, meinen Tag zu planen. Ich habe Excel-Tabellen angelegt, mit deren Hilfe ich Stundenpläne für meine typischen Arbeitswochen optimiert habe. Dabei habe ich eine ganze Reihe von Tipps beherzigt, die Experten einem zu diesem Vorhaben geben: Die Routinetätigkeiten (Essen, Schlafen, Wegstrecken etc.) einplanen; die einzelnen Zeitslots großzügiger bemessen, als ich denke, dass es nötig wäre (Zeitpuffer!); freie Zeiten einplanen, wo nicht festgelegt war, was da zu tun wäre; einen Feierabend einplanen, ab dem nicht mehr zu arbeiten ist. Es waren perfekte Pläne mit realistischen Zeitschätzungen für die einzelnen Aktivitäten und mit einem Arbeitspensum, das noch deutlich unter dem liegt, das ich heute locker ohne diese Art von Plan erreiche. Und trotzdem konnte ich nicht einen einzigen dieser Pläne auch nur eine einzige Woche lang umsetzen. Darüber war ich damals sehr frustriert. Ich habe versucht, dem Scheitern mit noch besserer Planung entgegen zu wirken. Rückblickend muss ich heute sagen: Ich hatte keine Chance. Nicht einen Hauch. Aber warum nicht?
Aus der gewohnheitsorientierten Perspektive des zen your life-Ansatzes lassen sich diese Pläne genauer analysieren. Bei genauer Betrachtung muss man dann feststellen, dass jede einzelne dieser Ideen, wie ich meinen Tag gestalten wollte, eine Gewohnheitsänderung darstellt! Ein Bestandteil dieser Pläne war z.B. der simple Ablauf „nach dem Frühstück an den Schreibtisch gehen“. Wenn ich das bisher nicht so gehandhabt habe, dann ist der Versuch, hier einen klaren Ablauf und stabilen Zusammenhang zwischen Frühstück und Schreibtisch herzustellen, eine Gewohnheitsänderung. Und eine Gewohnheitsänderung ist immer mit dem Widerstand der bisherigen Gewohnheiten verbunden. Der Witz an Gewohnheiten ist ja gerade, dass sie automatisch und ohne willentliches Eingreifen ablaufen. Dieses automatische Ablaufen alter Gewohnheiten muss man erstmal mit einer bewussten Anstrengung unterbrechen, wenn man den Lauf der Dinge verändern möchte. Das heißt, bei Änderungsprojekten dieser Art muss man mit einer gewissen Trägheit und Persistenz bisheriger Gewohnheiten rechnen. Die bisherige Gewohnheit weigert sich, freiwillig das Feld zu räumen. Stattdessen muss man von Hand einen neuen Pfad anlegen, der dann mit jeder Begehung breiter ausgetreten wird, bis an dieser Stelle eine neue Autobahn in unserem Kopf entstanden ist. Bei zen your life unterstützen wir das Anlegen eines neuen Pfades durch detaillierte Planung des Ablaufs und zusätzlicher Unterstützungsmaßnahmen.
Wenn ich mir nochmals meine alten Wochenpläne vor Augen führe, dann ist jetzt klar: Da standen implizit nicht nur ein oder zwei neue Gewohnheiten drin. Der ganze Tag sollte von vorne bis hinten anders als bisher ablaufen. Das sind dutzende Gewohnheitsänderungen! Jede einzelne hätte ordentlich geplant und unterstützt werden müssen, wenn sie Aussicht auf Erfolg hätte haben sollen. Und ich hätte mich auf eine oder ganz wenige kleine Änderungen konzentrieren müssen, damit meine Anstrengung nicht über den ganzen Tag verteilt würde und für jede einzelne Änderung wieder zu wenig Motivation und Aufmerksamkeit übrig bliebe. Alle Abläufe eines Tages mit einem Schlag ändern zu wollen – das ist der absolute Overkill. Selbst wenn man jeden Schritt genau planen würde. Aber ich hatte diese Schritte nicht als Gewohnheitsänderungen gesehen und sie entsprechend überhaupt nicht geplant. Ich hatte sie mir einfach verordnet. So, als ob die oben angesprochene Trägheit bisheriger Gewohnheiten nicht existieren würde. Als wäre ich der absolute Herrscher über all meine Gewohnheiten und könnte diese per Dekret nach meinem Gutdünken gestalten. Aber Gewohnheiten sind nicht per Gedankenkraft formbar. Sie sind wie Pfade im Dschungel, die durch Benutzung ausgetreten werden. Und sich nicht per Kommando oder magische Formel einfach von selbst auftun. Wenn ich meinen ganzen Tagesablauf auf einmal verändere, dann ist das, als würde ich mich einen ganzen Tag von morgens bis abends ausschließlich durch unberührten Dschungel schlagen, weil ich mich vollständig abseits ausgetretener Pfade bewege – und das ist sehr, sehr anstrengend.
Mittlerweile habe ich mein Leben tatsächlich geändert. Tatsächlich eine Menge, im Vergleich zu oben beschriebener Situation wesentlich sinnvollerer Abläufe in meinem Alltag geschaffen. Das habe ich aber erreicht, indem ich Schritt für Schritt eine Gewohnheit nach der anderen angepackt und verändert habe. Dann habe ich jeweils eine Zeit lang meinen Fokus auf die Automatisierung dieser Veränderung gelegt, bevor ich dann zur Veränderung der nächsten Gewohnheit übergegangen bin. Wie man eine neue Gewohnheit so einführt, dass sie auch funktioniert, kann man im Kurs lernen.